„Das Schlimmste ist Klavierspielen vor Gästen der Eltern und Musik hören müssen, die anderen gefällt“….das trifft bei mir auch noch auf Filme zu…
Vor einigen Jahren stand eines Abends mein Freund mit einer Tüte vor meiner Tür. Schnell erkannte ich, dass der in seiner Plastiktüte mitgeführte Gegenstand kein Buch, sondern eine VHS-Videokassette war…… AU BACKE……..
Den Film MUSST du gesehen haben blablabalbal…. Im stillen hoffte ich auf das Versagen meines Videorecorders….nichts….ich war ihm ausgeliefert….
Road to Perdition….na dann (überhaupt nicht mein Genre) Cola, Chips & Flips marsch….und Interesse geheuchelt…
Allerdings wurde dieser Film in seinem Verlauf Waffentechnisch für mich immer interessanter… (über seinen Inhalt weis ich heute nichts mehr...)
Wenn in diesem Film die 1911er Colts auch wie Fallobst auf der Straße lagen und aus jedem offenen Autofenster eine Tommygun lugte, so fiel mir eine Pistole auf, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Eine Pistole des Typs SAVAGE 1907 (wie ich dann später herausfand).
Eine äußerst interessante Waffe bzw. ein interessanter Hersteller. Also musste so eine Waffe her. Leider bekam ich damals nur das Nachfolgemodel SAVAGE Model 1917 (Bild 1).
In meinem Thread : 10 Shots Quick
berichtete ich schon über seine überaus interessanten Features.
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal folgende Pistole:
SAVAGE Mod. 1917; Kal. 9mm Kurz; Baujahr nach Seriennummer vermutl. 1923
Von 1907 - 1928 wagte sich die 1894 gegründete Firma Savage auf das dünne Eis der Taschenpistolen Produktion. Vom Grundmodel 1907 ausgehend, wurden rund 15 verschiedene Modelvarianten in dieser Zeit hergestellt.
Das Model 1917, im Kaliber .380 Auto (9mm kurz) stellte den Schlussakt in dieser Reihe dar.
Geplatzte Lieferaufträge an die US-Regierung, schlechter Absatz auf dem zivilen Markt und zu starke Konkurrenz durch die etablierten Kurzwaffenhersteller ließen Savage den Ausflug in die Welt der Kurzwaffenproduktion1928 beenden.
Wohl die amerikanische Geschichte einer Waffe die in Vergessenheit geriet.
Als absolut zuverlässig, mit der sagenhaften Magazinkapazität von 10 Patronen, wurde sie als Selbstschutzpistole die jeden Einbrecher erschaudern ließ, bezeichnet.
Eine unglaubliche Vermarktung wurde seinerzeit für die Savage Pistolenmodelle angekurbelt.
Bat Masterson, Buffalo Bill sowie viele weitere Persönlichkeiten seiner Zeit wurden für Werbemaßnahmen verdingt.
In seiner Beschreibung ließt sich in den letzten beiden Absätzen, dass die Pistole durchaus konkurrenzfähig war. Es waren mitunter einige Polizeidienststellen, Gefängnisse oder zivile Sicherheitsunternehmen in den USA mit diesen Waffen ausgestattet. Der Lieferung als Ordonanzwaffe nach Übersee ist ein weiteres Indiz dafür das auch in Europa Savage Pistolen Interesse fanden (Image).
Während Savage den Kampf zur Einführung in die US-Army gegen das Colt Model 1911 verlor (hierfür wurde extra eine Version mit längerem Lauf und im Kaliber .45ACP hergestellt), fand das Standardmodel zur Beginn des ersten Weltkrieges Abnehmer durch die französische Armee mit rund 40000 Pistolen sowie in Portugals Heer und Marine von knapp 1200 Modellen.
Auch ist die Gesamtzahl der produzierten Waffen, für eine recht kurze Produktionszeit, beachtlich. Es wurden rund 250000 Waffen verschiedener Baureihen hergestellt.
Was den Verkauf in den privaten Bereich der US-Amerikaner anging, so war auch hier die Waffe, glaubt man der damaligen Literatur, sehr beliebt (letztendlich sorgten dafür ja schließlich auch die o.g. Größen).
Technische Daten:
Lauflänge: 95mm
Kaliber: 9mm kurz
Magazinkapazität: 10+1
Gewicht: 600gr.
Gesamtlänge: 165mm
Gesamtbreite: 32mm
Eine recht gewichtige Ganzstahltaschenpistole, deren Bedienungselemente ziemlich unzugänglich und schwergängig sind. Als single action (SA) Pistole mit innenliegendem Schlagstück gebaut, wirkt der außenliegende Hahn verwirrend.
Der Schlagbolzen ist am „Hahn“ befestigt. Bei Abzugsaulösung fallen Hahn und Schlagbolzen als eine Einheit nach vorn und bilden somit ein Schlagstück (Bild 2).
Das herausnehmbare Schloss, dass den ganzen Schussauslösemechanismus beinhaltet, sieht kompliziert aus, wirkt aber in seiner Kompaktheit sehr funktionell. Erwähnenswert ist noch, dass die Rückholfeder aus Flach- und nicht Rundstahl gefertigt ist. Auch diese hat ein knackiges Gewicht (Bild 2).
Irgendwie wirkt die Waffe nicht sehr vertrauenserweckend auf mich, obwohl ihre massive Verarbeitung keinen Anlass dazu gibt. Ihr Herstellungszeitraum waren die 1920 bis 1928 Jahre.
Eine sehr aufwendige Technik zeichnet diese Waffe aus. So konnte das Schloss mit einer Drehung aus der Waffe ausgebaut werden. Die Verriegelung erfolgte über die Drehung des Laufes durch die Rotation des Geschosses (So der Hersteller). Das haben auch schon andere Waffenhersteller versucht. Wohl sicherheitshalber hat SAVAGE eine Steuerkurve in den Verschluss eingefräst (Bild 3).
Siehe hierzu auch: Beispielbild
Für mich war in diesem Fall aber wichtig, wie schießt diese Waffe überhaupt. Und so habe ich sie einem meiner üblichen Tests unterzogen. Und das Resultat war verblüffend.
Beim herausrepetieren einer nicht verschossenen Patrone blieb diese sogleich im Auswurffenster stecken. Das nahm ich zum Anlass mit mal genauer die Position der Patrone im Auswurffensterbereich anzuschauen.
Sieht man durch das Auswurffester auf die Patronenlage, so hat das doch einen recht knappen Anschein. Rechnet man aber dann das fehlende Geschoss ab und berücksichtigt, dass der Auswerfer die Hülse nach rechts abwinkelt, so wird wohl ein sauberer Hülsenauswurf stattfinden (Bild 4).
Als Munition verwendetet ich:
Hersteller GECO; 9mm kurz (.380Auto) Vollmantel 95 grain
Beim Laden des Magazins der Pistole ging es mir eigentlich noch ganz gut. Als ich aber dann den Verschluss zurückzog und eine Patrone in das Patronenlager beförderte, was seit ewigen Zeiten nicht mehr stattgefunden hatte, machte sich ein leichtes, ängstliches Unbehagen in mir breit. Wenn eine Waffe auch nicht richtig funktionieren sollte, Laden geht offensichtlich wohl immer….Aber vielleicht ist das ja auch der Reiz am auszuprobieren.…..und was ein echter John Wayne ist…..
Das Schussprogramm für die Savage sah so wie folgt aus:
Entfernung 1 Meter:
5 Schuss durch`s Geschwindigkeitsmessgerät zur Ermittlung der Vo + Eo
Vo= 256 m/s
Eo= 202 Joule
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zur Feststellung der Treffpunktlage
- Fleckschuss
Entfernung 15mtr.
Stehend, Freihand
- 10 Schuss nach Treffpunktlage.
Entfernung 15mtr.
Zeitbegrenzung
2 x 5 Schuss in 10 Sekunden auf die Duellscheibe.
Auswertung der Pistole Savage Mod. 1917:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ trockener, nicht schleppender Abzug
- sehr feine Visierung die eine schnelle Zielaufnahme nicht zulässt
+ Gute Handlage, keine Kopflastigkeit
- Laden des Magazins erweist sich ab der 7. Patrone als sehr schwer
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
Savage Mod. 1917 = 4
Persönliches Fazit:
Das Laden des Magazin´s mit 10 Patronen ist nur mit einem erheblichen Kraftaufwand möglich. Da das Magazin von geringer Bauhöhe ist, leuchtet das auch wohl ein. Um also eine hohe Schusskapazität zu erreichen, sollte man sich etliche Magazine in Ruhe zu Hause „vorladen“. Fertigladen lässt sich die Pistole aber sehr gut.
Mit dem ersten Schuss hatte ich gleich eine Ladehemmung. Hülse im Auswurffenster verklemmt…ahnte ich da schon etwas? Im weiteren Verlauf des Test´s kam das aber nicht wieder vor. Vermutlich hatte ich die Waffe beim ersten Schuss nicht fest genug gehalten und bot somit ein zu geringes Widerlager.
Ansonsten war ich sehr überrascht über das Zusammenspiel Rückstoss und Handlage. Das gewählte Kaliber ist genau das Richtige für eine solch „kleine“ aber schwere Waffe. Sie schoss sich sehr angenehm und ging so gut wie nie aus dem Ziel.
Nach anfänglicher Gewöhnungszeit an die feine Visierung zeigte sich die Pistole als sehr präzise im statischen sowie als sehr sicher unter zeitbegrenzten Schuss. Somit erfüllt sie eigentlich beide Grundbedingungen einer Waffe mit gut (Bild 5).
Unter dem Strich kann man sagen, dass es sich um eine sehr gute Gebrauchswaffe handelt. Und, behaupte ich, dass ein jeder der die Pistole zur Probe schießen konnte, diese auch sofort gekauft hätte (Bild 6).
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