Neben Sturmgewehren und leichten Infanteriewaffen gab es bei Vektor auch eine Kurzwaffenproduktion, die allerdings den europäischen Markt während der Apartheid nicht direkt belieferte.
Drei Dienstwaffen brachte Vektor seiner Zeit in Folge heraus. Das erste Kurzwaffenmodel war der Lizenzbau der italienischen Pistole Beretta 92. Sie trug die Bezeichnung Z 88. Als hauseigene Weiterentwicklung folgte das Model Vektor SP1 / SP 2. Diese Waffe bekam als Dienstwaffe, wohl auch aufgrund ihres niedrigen Anschaffungswertes, einen hohen Sportwaffenstatus in Europa.
Die dritte Kurzwaffe im Bunde war das Model CP 1. Ein recht futuristisch wirkendes Model. Ohne Haken und Ösen, mit Schmauchbremse und einer ausgeklügelten, wenn auch simplen, Sicherung (Bild 1).
Bei meinen persönlichen Schusstests begleiteten mich diesmal die Pistolen:
-Pistole Model Vektor Z 88; Hersteller VEKTOR / Südafrika; Lizenznachbau der Pistole Beretta 92; Kaliber 9x19mm
-Pistole Model Vektor SP 1, Hersteller VEKTOR / Südafrika; Weiterentwicklung der Z 88 Kaliber 9x19mm (Nachträglich aufgebrachte, verstellbare, LPA Visierung)
-Pistole Model Vektor CP 1; Hersteller VEKTOR Südafrika; Kaliber 9x19mm
Während die Modelle Z 88 und CP 1 eher seltene Erscheinungen bei uns sind, so ist die SP 1 fast allgegenwärtig. Als Sportwaffe, aber auch als Jagdbegleiter und Verteidigungswaffe hat sie den Weg nach Europa und speziell nach Deutschland gefunden. Ich selber habe sie viele Jahre als Sportpistole verwendet (Bild 2).
Über das Model CP 1 sowie der Beretta 92 habe ich schon einen Thread verfasst : http://www.waffen-welt.de/showthread.php?t=3849 und http://www.waffen-welt.de/showthread.php?t=4470
In meinem heutigen Vergleichstest, sollen die drei „Testanten“ ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Sollen beweisen, ob sie dem Staus der Dienst- und Gebrauchspistole gerecht werden.
Obwohl alle Modelle den Namen Vektor tragen, so ist doch das Model Z88, als Lizenzbau, eigentlich schon eine auf Herz und Nieren geprüfte Waffe. Die SP1 und CP1 hingegen sind „echte“ VEKTORANTEN.
Natürlich eilt der Z88 der Ruf des Beretta Clowns weit voraus. Konnten die SP1 und die CP1 dennoch Paroli bieten?
Technische Daten der Z 88 / SP (=Service Pistol) 1 / CP (=Compact Pistol) 1:
Kaliber : 9x19mm
Lauflänge : 125mm / 118mm / 101mm (Polygonlauf)
Magazinkapazität : 15 Patronen / 15Patronen / 13 Patronen
Gesamtgewicht : 1000gr / 995gr / 720gr
Gesamtlänge : 217mm / 210mm / 177mm
Gesamthöhe : 140mm / 145mm / 101mm
System : Walther Blockverschluss / -dto- / Gasdruckverschluss
Die Z 88 läßt sich nach alter Berettamanier leicht und Problemlos zerlegen. Dieses Prinzip wurde bei der Weiterentwicklung der SP1 nicht übernommen und stellt sich somit als etwas komplizierter da. Sollte man doch meinen, dass Waffen aus einer Hand auch das gleiche Zerlegeprinzip beibehalten….
Die CP1 hingegen erinnert da ein wenig an die Walther PP/PPk Technik. Kein Wunder auch, da sie ja einen starren Lauf besitzt. Man braucht nur die Sicherung im Abzugbügel einzudrücken und dabei den Verschluss nach hinten ziehen und nach oben abzunehmen.
Die Baugruppen der Z88 u. SP1 unterscheiden sich nicht. Gut ist auch am Lauf das Walther Blockverschlussystem zu erkennen. Die CP1 glänzt durch wenige Baugruppen. Am vorderen Teil des Verschlusses befindet sich die gasdruckgeführte Verriegelungsstange (Bild 3).
Die Verschlussbeschriftungen sind bei der Z88 und SP 1 nach gleichem Muster, während sich die Beschriftung des CP1 etwas rar hält.
Alle Griffstücke sind mit dem Vektor – Logo versehen (Bild 4).
Jeweils mit Flügelsicherungen, die beidseitig zu bedienen sind unterscheiden sich diese Elemente stark von der Sicherungseinrichtung der CP1. Im Abzugbügel befindlich, lässt sie sich mit dem Zeigefinger von innen nach außen entsichern. Das Sichern erfolgt dann umgekehrt. Weiterhin befindet sich noch eine Abzugsicherung auf dem Abzug. Erst wenn die Waffe entsichert und die Abzugsicherung auf dem Abzug eingedrückt wird, ist es möglich einen Schuss abzugeben (Bild 5).
Die CP1 verfügt über ein Kunststoff-, die Z88 und die SP1 jeweils über ein Aluminiumgriffstück. Die Verschlüsse sind aus Stahl gefertigt. Die aufgebrachten Visierungen sind im Original grundsätzlich nicht verstellbar.
Besondere Features:
Z88 und Sp1 besitzen beidseitige Sicherungsflügel.
Bei der Z 88 und Sp 1 läßt sich der Magazinhalteknopf auch rechtsseitig verbauen.
Die CP1 besitzt alle Sicherungseigenschaften im Abzugbügel und ist von glatter Oberfläche.
Die von mir für den Schusstest verwendete Munition:
Wiedergeladene 9x19mm Patronen
Laborierung: Hülse MagTech, Geschoss H&N PbCu .357Dia Rundkopf 8,0gr, Treibladung 4,2grain N320, Zündhütchen Murom SP.
Das Schussprogramm für die Waffe sah wie folgt aus:
Je 5 Schuss durchs Geschwindigkeitsmessgerät
Entfernung 2mtr.
Z88 V2 : 325m/s = 422 Joule
SP1 V2 : 332m/s = 441 Joule
CP1 V2 : 304m/s = 369 Joule
Je 5 Schuss zur Ermittlung des Haltepunktes
Entfernung 15mtr.
Z88: Fleck
SP1: Spiegel aufsitzen lassen
CP1: 1 hoch
Je 5 Schuss nach Haltepunkt
Entfernung 15mtr. (Bild 1.6).
Z88 rote Markierung, SP1 grün und CP1 gelb.
Je 5 Schuß in schneller Folge auf die DSB - Duellscheibe (10Sek. Serie)
Entfernung 15mtr.
Z88 rote Markierung, SP1 grün und CP1 gelb.
Auswertung Z88:
+ Rückstoss sehr gut ausgewogen
+ Sehr guter Abzug, untypisch für eine Dienstwaffe
+ Grobe Visierung, leichte Zielauffassung
+ Gute Handlage
+ Verschluss beim Fertigladen gut bedienbar
+ Keine Probleme mit der wiedergeladenen Munition
Auswertung SP1:
+ Rückstoss ausgewogen, aber etwas bissiger als die Z88
+ Guter Abzug
+ Grobe Visierung, leichte Zielauffassung
+ Gute Handlage
+ Verschluss beim Fertigladen gut bedienbar
+ Keine Probleme mit der wiedergeladenen Munition
Auswertung CP1:
+ Rückstoss ausgewogen
- Betonabzug, gnadenlos und unbarmherzig, dennoch trocken abziehend
+ Grobe Visierung, leichte Zielauffassung
+ Gute Handlage
- Verschluss beim Fertigladen schwer bedienbar
- Probleme mit der wiedergeladenen Munition
Gesamtpunkte von 6 möglichen:
Z88 = 6 Punkte
SP1= 6 Punkte
CP1= 3 Punkte
Persönliches Fazit:
Das Model Z88 ist nicht nur gefühlt eine Beretta 92er. Die Abmaße der Waffe sind zwar beachtlich, aber mein verwendetes Model hat Sportpistolencharakter. Ein Top Abzug- und ein sehr ausgewogenes Schussverhalten.
Die SP1 hingegen zeigt sich kompakter, mit dem etwas kürzerem Lauf, den geringeren Abmessungen und dem sehr griffigen Griffstück kommt sie einer Einsatz-/ Verteidigungswaffe sehr entgegen. Etwas bissiger im Rückstoßverhalten aber im direkten Vergleich, kann da auch das Mythos der Z88 (Beretta 92) nur schwer punkten. Sie kommt der Gebrauchswaffe wohl am nahesten.
Die CP1 spielt in einer ganz anderen Liga. Mega kompakt, mit starrem aber ausreichend langen Lauf, kleinste Abmessungen, schmal und im wirkungsvollem Kaliber lässt sie sich augenscheinlich in allen Lagen einsetzen. Der innen liegende Hahn und die völlig glatte Oberfläche sind ein weiteres Indiz dafür. Allerdings ist der Abzug absolut gewöhnungsbedürftig. Die schlechte Treffpunktlage mag keine Ursache der Serie sein. Doch verliert sie klar gegen die Z88 u. Sp1 im Gebrauchswaffeneinsatz, denn die Verschlussbedienung und der fehlende Verschlussfang sind m.E. klare Ausschlussgründe. Besonders ungünstig ist die Sicherung im vorderen Teil des Abzugbügels. Will man beim präzisen Schuss den Zeigefingerfinger der schussfreien Hand zur Unterstützung an den Abzugbügel legen, sichert man die Waffe wieder.
Die Präzision für Dienstwaffen ist mehr als nur in Ordnung, auch wenn beim Einsatz der CP1 ein mehr akrobatisches Schießen verlangt wurde… (Bild 1.6).
Im Schnellschusstest hat mich die CP1 wiederum sehr positiv überrascht. Trotz des unglaublich harten Abzug sind alle Treffer mit erstaunlicher Sicherheit ins Ziel gegangen. Alles in allem wirkten die drei Pistolen sehr zuverlässig in dieser Testsequenz, und, die erneute Zielaufnahme nach jedem Schuss, ging schnell und sicher (Bild1.7).
Erwähnenswert ist noch, dass die Gebrauchsanweisung für die Waffen in englischer Sprache sowie in Afrikaans (Burisch) verfasst sind (Bild 1.8).
Unter dem Strich sind es wirklich gute Waffen. Qualitativ gut verarbeitet und durchdacht. Zu ihrer Zeit waren die Z88 und SP1 durchaus Weltmarktfähig. Bei der CP1 wage ich das zu bezweifeln. Das CP1 Model, wohl etwas aus der Art geschlagen, beweist allerdings Innovation und,…wer nicht wagt, der nicht gewinnt…
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