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Waffe der Woche – Scharfschützengewehr Ross Mk. III

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    Waffe der Woche – Scharfschützengewehr Ross Mk. III

    Das kanadische Ross-Gewehr zählt zu den bemerkenswertesten Fehlkonstruktionen der Waffengeschichte, wobei es diesen Ruf in gewissem Rahmen auch zu Unrecht trägt.

    Entstanden ist das Gewehr, da das britische Mutterland die Waffenversorgung der Commonwealthstaaten Ende des 19. Jahrhunderts nur sehr halbherzig sicherstellte. Man erwartete zwar, daß für Feldzüge aus diesen Staaten Truppenkontingente gestellt wurden – doch die Bewaffnung dieser Truppen lag meist mindestens eine Stufe unter der der britischen Einheiten. So mussten sich kanadische Einheiten während des zweiten Burenkrieges (1899 – 1902) noch mit dem einschüssigen Snider-Gewehr abgeben, während nicht nur ihre britischen Kollegen sondern vor allem auch der Feind schon über moderne Repetiergewehre verfügte. Das konnte so nicht weitergehen.

    Kanada wollte sich das nicht weiter bieten lassen und plante ab 1902 die Herstellung eigener Waffen. Statt das Lee-Gewehr zu übernehmen setzten die Kanadier dabei auf eine Konstruktion des schottischen Adligen Sir Charles Ross, der damit allerdings schon bei der britischen Regierung abgeblitzt war. Das Besondere der Waffe ist, daß es sich um einen Geradezugrepetiergewehr handelt, wovon sich die Kanadier eine Erhöhung der Feuerkraft versprachen.

    Ab 1905 wurden die ersten Gewehre an die Truppe ausgeliefert – waren aber so mangelhaft, daß sie gleich einer gründlichen Überarbeitung unterzogen werden mussten. Bis 1910 folgten über 160 Varianten bis mit dem Modell Mk. III eine vermeintlich taugliche Version zur Verfügung stand, mit der die Kanadier dann auch tatsächlich in den Ersten Weltkrieg zogen. In den Schützengräben erwies sich das Gewehr als völliges Fiasko. Die Gründe hierfür waren vielfältig. Ausgelegt war das Gewehr eigentlich auf eine von Ross entwickelte Patrone. Um die Munitionsversorgung im Feld sicherzustellen wurde das Gewehr dann jedoch auf die Patrone .303 brit. umkonstruiert – funktionierte dabei dann allerdings auch nur mit Patronen aus kanadischer Fertigung zufriedenstellend. Die Toleranzen der Teile waren darüber hinaus für den Gebrauch auf dem Schießstand ausgelegt, wobei insbesondere Schlamm in Schützengräben als vernachlässigbare Größe wurde. Zusammengefaßt standen die Kanadier mit einem für den Gebrauch auf dem Schießstand konzipierten Gewehr im Feld, das zudem nur mit einem Bruchteil der im Feld zur Verfügung stehenden Patronen zufriedenstellend betreibbar war. Und obwohl dieser Befund seit mindestens Anfang 1915 bekannt war, wurde das Gewehr noch bis 1916 munter weiter produziert, obwohl es da schon nicht mehr an die kämpfende Truppe ausgegeben wurde – die erhielt von den Briten den Enfield No. 1 Mk. III.

    Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen entwickelte man noch mehrere Scharfschützenvarianten. Auf Einsatzbildern an häufigsten zu sehen sind dabei halbgeschäftete Gewehre mit dem amerikanischen Zielfernrohr Winchester A5. Der häufigste Museumskandidat ist dagegen das hier abgebildete Gewehr mit dem Zielfernrohr Warner & Swasey, das auch auf der amerikanischen Springfield 1903 anzutreffen ist. Amerikanisches und kanadisches Zielfernrohr unterscheiden sich in der Reichweite, die bei der U.S.-Version bei 3.000 yds liegt, bei der kanadischen dagegen bei 2.400 yds. Von diesem Zielfernrohr wurden 500 Exemplare angeschafft, tatsächlich verbaut aber nur etwa 350. Die übrigen Zielfernrohre wurden eingelagert und 1939/40 in Großbritannien für kanadische Einheiten am Gewehr P. 14 montiert. Von einer solchen Waffe gibt es aus dem Italienfeldzug 1943 tatsächlich auch mindestens zwei Einsatzfotos.

    Zusammengefaßt ist das Ross in seiner letzten Version mit der richtigen Munition und auf dem Schießstand ein durchaus hervorragendes Gewehr. Nicht umsonst haben kanadische Schützen damit zweimal das Wettschießen in Bisley gewonnen. Für den Krieg war es dagegen absolut untauglich. Und der eigentliche Skandal ist entgegen einer weit verbreiteten Auffassung daher nicht das Gewehr oder die Konstruktion sondern der Umstand, daß die große Masse der Gewehre noch gefertigt wurde als diese Erkenntnis bereits vorlag.
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    #2
    Wiedermal sehr Interessant der Bericht! Ich bin bisher davon ausgegangen, das die Kanadier mit dem 1903 oder Enfield ausgestattet waren.
    Verbietet Hartschalenfrüchte! Jedes Jahr werden weltweit 150 Menschen von Kokosnüssen erschlagen!

    Mitglied im Komitee gegen die Entführung von Kühen durch Ausserirdische.

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      #3
      Vielen Dank Melanie, ich habe wieder Mal was dazugelernt.

      Gruß, Andreas

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